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Bedeutung für Mensch und Umwelt

1. Bestäubung – eine unverzichtbare Dienstleistung

Stellen Sie sich verschiedene Lebensräume in der Schweiz vor: Wiesen und Weiden, Krautsäume und Hochstaudenfluren, Gebüsche und Waldränder, Schuttflächen und Äcker. Bei aller Unterschiedlichkeit ist diesen Lebensräumen gemeinsam, dass sie von einer typischen Vegetation geprägt werden. Und ein Grossteil dieser Vegetation ist auf eine funktionierende Bestäubung angewiesen.

Weltweit profitieren über 85 Prozent aller Blütenpflanzen (= alle Pflanzenarten ausser Moose und Farne) von Bestäubung. Ungefähr 50 Prozent der Blütenpflanzen sind sogar stark davon abhängig – das heisst, dass ohne Bestäubung 80 bis 100 Prozent ihrer Samenproduktion wegfallen würde. Aus diesem Grund ist die Bestäubung eine unverzichtbare Dienstleistung für funktionierende Lebensräume.

Bestäubungsleistungen kommen dem Menschen nicht nur direkt bei der Kulturpflanzenbestäubung zu Gute. Dank der Bestäubung existiert eine enorme Vielfalt an Blütenpflanzen. Von der Pflanzenvielfalt hängen grosse Teile der Tierwelt ab. Und von intakten Lebensräumen mit einer reichhaltigen Biodiversität profitiert wiederum der Mensch auf unterschiedliche Art und Weise – ob beim Erholen in der Natur, durch den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit oder aufgrund der Klimaregulierung.

Wiesenbrache mit artenreicher Flora (Bild: Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs)

2. Bienen sind die wichtigsten Bestäuber

Zur Bestäubung tragen neben den Bienen viele verschiedene Insekten bei, darunter die Schmetterlinge, Fliegen, Wespen oder Käfer. Allerdings gelten die Bienen als wichtigste Bestäubergruppe, und zwar aus gutem Grund:

Alle anderen Bestäuber besuchen Blüten vor allem zur Eigenversorgung und besuchen nur eine begrenzte Anzahl Blüten – so zum Beispiel ein Tagfalter, der sich auf einer Blüte niederlässt, um zuckerreichen Nektar als Treibstoff zum Weiterfliegen zu tanken. Die Bienen hingegen ernähren nicht nur sich selbst, sondern ihren gesamten Nachwuchs von Blütenpollen und Nektar. Sie müssen deshalb für die Versorgung jedes einzelnen Nachkommen eine Vielzahl von Blüten absammeln. Weil sie den Blütenbesuch sozusagen hauptberuflich betreiben, haben sie sich zu besonders effizienten Pollenüberträgern entwickelt.

Eine Gewöhnliche Dörnchensandbiene (Andrena humilis) – vor lauter Pollen geradezu überwältigt (Bild: Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs)

3. Bestäubungssicherheit durch Wildbienenvielfalt

Die Rolle der Wildbienen bei der Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen wurde gegenüber der Honigbiene lange unterschätzt. In der Schweiz leben aktuell rund 570 Wildbienenarten, welche eine beeindruckende Vielfalt in der Körpergrösse, Behaarung und Sammeltechnik mitbringen. Sie gewährleisten die Bestäubung von Pflanzen, die von der Honigbiene gar nicht besucht oder nur unzureichend bestäubt werden.

Verschiedene Wildbienenarten fliegen bei kühlem Frühlingswetter schon vor den Honigbienen, bestäuben Pflanzen mit kompliziertem Blütenbau oder haben eine spezielle Technik wie das „Vibrationssammeln“ entwickelt, womit Hummel- und andere Wildbienenarten zum Beispiel Tomaten- oder Heidelbeerblüten bestäuben. Viele Arten haben sich auf eine Pflanzenfamilie oder Pflanzengattung spezialisiert und übertragen deren Pollen oft deutlich effizienter als Honigbienen und andere unspezialisierte Blütenbesucher. Und ganz grundsätzlich funktioniert die Bestäubung besser, je mehr unterschiedliche Bestäuber daran beteiligt sind. Dieser Zusammenhang ist auch für viele unserer Nutzpflanzen belegt.

Alle diese Erkenntnisse sprechen dafür, dass die Honigbiene nicht das alleinige Zugpferd zur Sicherung der Bestäubung sein kann. Um die Bestäubungssicherheit unserer Wild- und Nutzpflanzen langfristig zu gewährleisten, müssen auch arten- und individuenreiche Wildbienengemeinschaften erhalten und gefördert werden.

Genauere Ausführungen und Quellenverweise zu diesem Thema finden Sie in unserem Artikel zur Kulturpflanzenbestäubung.

Die Luzerne („Königin der Futterpflanzen“) wird grösstenteils von Wildbienen wie der abgebildeten Luzerne-Sägehornbiene (Melitta leporina) bestäubt (Bild: Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs)

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