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Niststrukturen in der Landwirtschaft

Wildbienen benötigen einen zentralen Ort zum Wohnen, von wo aus sie sich auf die Suche nach Pollen und Nektar begeben. Ihre Nester bauen sie in unterschiedlichen Kleinstrukturen, die immer an einem gut besonnten Standort und in der Nähe eines grossen Blütenangebots liegen sollten.

1. Nistplätze an der Sonne und nah bei den Blüten

Bei allen Niststrukturen für Wildbienen gilt, dass sie nur genutzt werden, wenn sie mehrere Stunden pro Tag voll besonnt sind. Niststrukturen an einem schattigen Waldrand oder im Schatten einer Hecke nützen wenig.

Die Distanz zwischen Nistplatz und Nahrungsquelle sollte maximal 100-300 Meter betragen – je kürzer desto besser. Der Grund dafür ist simpel: Viele Wildbienenarten sind nur zwischen 5 und 10 mm gross und nicht sehr flugstark. Wenn sie auf ihren unzähligen Sammelflügen grosse Distanzen überwinden müssen, geht Zeit und Energie verloren. Zudem gelangen Parasiten besser an das Nest, wenn das Weibchen ihr Nest lange am Stück unbeobachtet lässt. All das wirkt sich negativ auf den Fortpflanzungserfolg und die Bestäubungsleistung aus.

Ergänzen Sie blütenreiche Lebensräume (Magerwiesen, Buntbrachen, Streuobstwiesen usw.) gezielt mit geeigneten Niststrukturen für Wildbienen. Dasselbe gilt für Kulturen, die auf Bestäubung angewiesen sind: In möglichst geringer Distanz sollten sich Lebensräume befinden, die den Wildbienen sowohl Nistplätze als auch ergänzende Nahrung (Blütenangebot vor und nach der Blüte der landwirtschaftlichen Kulturen) bieten. Gute Möglichkeiten zur Anlage von Kleinstrukturen bieten sich auf Restflächen wie Wegdreiecken, im Randbereich von Kehrplätzen oder unter Strommasten (siehe swissgrid-Merkblatt „Kleinstrukturen an und unter Freileitungsmasten“).

Kleinräumig strukturierte Landschaft – die kurzen Distanzen zwischen unterschiedlichen struktur- und blütenreichen Lebensräumen sind günstig für Wildbienen (Bild: Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs)

2. Lückig bewachsene Bodenstellen

Die meisten Wildbienenarten legen ihre Nester in selbst gegrabenen Gängen im Erdboden an. Sie benötigen dafür lückig bewachsene Stellen, wo sie sich in den offenen Boden graben können. Lückig bewachsene Bodenstellen an gut besonnter Lage sind besonders wichtige Niststrukturen. Mehr als zwei Drittel der heimischen Wildbienenarten sind auf solche Nistplätze angewiesen. Für eine artenreiche Wildbienengemeinschaft im Landwirtschaftsgebiet ist das Vorhandensein von Bodennistplätzen zentral.

Gelegentliche Störungen (Befahren mit dem Traktor usw.) schaden den nistenden Wildbienen kaum und wirken sich sogar positiv aus, weil dadurch die Vegetation gestört und der Boden offengehalten wird. Nur schattige Standorte und feuchte bis nasse Böden werden von den Bienen gemieden.

Empfehlungen:

 

Beispiele für Bodennistplätzen im Landwirtschaftsgebiet:

3. Totholz

Manche Wildbienen wie die auffällige Blauschwarze Holzbiene nagen Gänge in morsches Holz. Als Niststruktur für Wildbienen ist nur Starkholz (Baumstämme, Baumstrünke, starke Äste) geeignet. Asthaufen mit dünnen Ästen nützen den Wildbienen wenig, da die Bienen darin keine längeren Nistgänge anlegen können. Totholz von Laubbäumen ist deutlich beliebter als Nadelholz.

Empfehlungen:

  • Abgestorbene Bäume erhalten und beim Fällen von Bäumen einen möglichst hohen Stock stehenlassen
  • Liegende Baumstämme zum Beispiel auf Weideflächen belassen
  • Holzbeigen mit Stammholz und starken Ästen anlegen (Hinweise für die Praxis in der Anleitung für Totholzhaufen)
  • Totholzstrukturen regelmässig freistellen, um Beschattung zu vermeiden
  • Totholzstrukturen an sonnigen Gehölzrändern fördern, siehe Niststrukturen im Wald
  • Bestehende Totholzstrukturen mit verschieden grossen Bohrlöchern (Durchmesser 2 bis 10 mm) aufwerten

4. Nisthilfen für hohlraumnistende Wildbienen

Klassische Wildbienenhäuschen mit Holzbohrungen oder hohlen Schilf-/Bambusröhrchen werden von hohlraumnistenden Wildbienenarten besiedelt. Diese Hohlraumnister legen ihr Nest in bereits vorhandenen hohlen Gängen an. Natürlicherweise wohnen sie vor allem in Käferfrassgängen im Totholz. Dementsprechend sind Totholzstrukturen mit zusätzlichen Holzbohrungen die natürlichste und einfachste Variante zur Förderung dieser Arten.

Empfehlungen:

  • Bestehende Totholzstrukturen wie abgestorbene Obstbäume mit Bohrungen aufwerten
  • Mit Laubholz neue Totholzstrukturen anlegen und diese anbohren
  • Bohrungen mit möglichst vielen verschiedenen Durchmessern (2 bis 10 mm) und mindestens 2 cm Abstand zwischen jeder Bohrung
  • Bohrungen immer quer zu den Holzfasern und so tief wie möglich (je nach Länge des Holzbohrers) – allerdings muss das Bohrloch am Ende  verschlossen bleiben
  • Einzelne Nisthilfen aus gut abgelagerten Hartholzblöcken (Esche, Buche, Hainbuche, Eiche usw.) oder Holzrugeln bauen und mehrere kleine Nisthilfen auf dem Betrieb verteilen statt einer grossen Nisthilfe – das gibt den Bienen Auswahlmöglichkeiten und macht es für Parasiten schwieriger die Nester zu finden
  • Nisthilfen und Bohrungen an bestehenden Totholzstrukturen nach Süden bis Osten ausrichten
  • Gelegentlich neue Bohrungen machen und stark belegte Nisthilfen durch neue ersetzen, da manche Wildbienenarten die Nistplätze nur einmal nutzen

5. Abgestorbene Pflanzenstängel

Brombeergebüsch

Einige Arten unter den Wildbienen legen ihre Nester im Mark dürrer Pflanzenstängel an. Dicke, abgestorbene Ranken von Brombeergebüschen an sonniger Lage sind die wichtigsten Nistgelegenheiten für diese Wildbienenarten. Nur hochwachsendes Brombeergestrüpp mit mindestens 0.5 – 1 cm dicken Ranken wird genutzt. Da Brombeeren im Frühsommer zur allgemein blütenarmen Zeit blühen, kommt ihnen eine doppelt wichtige Rolle für die Wildbienen zu.

Empfehlung: Lassen Sie an der einen oder anderen gut besonnten Stelle das Aufkommen eines Brombeergebüschs zu. Die markstängelnistenden Wildbienen benötigen einen offenen Zugang zum Mark im Inneren der Stängel – beim Rückschnitt entstehen durch das Kappen dicker Brombeerranken zusätzliche Nistplätze und der Wert des Brombeergestrüpps erhöht sich stark. Ein Teil der abgeschnittenen, dicken Brombeerranken kann direkt auf dem Brombeergestrüpp oder an sonniger Lage auf einem Asthaufen deponiert werden. Diese abgestorbenen Stängel werden später ebenfalls von Wildbienen besiedelt. Alternativ können Sie die Enden abgestorbener Ranken kappen und die Stängel nach dem Schnitt einzeln oder gebündelt als Nisthilfe anbieten (siehe Merkblatt Markstängelnister).

Mehrjährige stehende Stängelstrukturen

Markstängelnistende Arten besiedeln neben dürren Brombeerzweigen auch abgestorbene Pflanzenstängel von Königskerzen oder Disteln. Diese müssen aber mehrjährig stehenbleiben, da die Wildbienen frühestens im Jahr nach dem Absterben einziehen und die Wildbienenbrut erst im übernächsten Jahr schlüpft.

Empfehlung: Lassen Sie abgestorbene Stängel von Königskerzen oder Disteln (ausser Ackerkratzdisteln) an ungenutzten Randbereichen oder auf Brachflächen mehrjährig stehen. Machen Sie das Mark für Wildbienen zugänglich, indem Sie die Stängel oben kappen oder nach dem Schnitt einzeln oder gebündelt als Nisthilfe anbieten (siehe Merkblatt Markstängelnister).

6. Steinstrukturen

Spaltennistende Wildbienen bauen ihre Nester in Trockenmauerspalten oder zwischen aufeinanderliegenden Steinen. Nur schmale Ritzen eignen sich als Wohnraum. Haufen aus grossen, runden Bollensteinen nützen den Wildbienen kaum, da sich dort zu grosse Zwischenräume bilden.

Einige weitere Arten wie die seltene Schwarze Mörtelbiene mörteln ihre Nester an die Oberfläche grosser Felsen und Steine.

Empfehlung: Förderung von Steinhaufen/-linsen, Natursteinmauern, kiesig-steinigen Ruderalflächen, Findlingen usw. – diese Strukturen regelmässig freistellen, damit sie gut besonnt bleiben.

7. Hummelbrachen

Hummeln nisten entweder in grösseren Hohlräumen unter der Erde (meist in alten Mäusenestern) oder sie bauen ihr Nest gut versteckt in zugewachsenen Bereichen mit viel Altgras, Moos und anderem Pflanzenstreu. Eine etwas ungepflegtere Ecke mit altem Grasfilz bietet Hummeln einen Platz zum Wohnen.

Empfehlung: Lassen Sie kleine Teilflächen (wenige Quadratmeter) mehrere Jahre als „Hummelbrache“ ungemäht stehen. Geeignete Standorte sind zum Beispiel der Krautsaum einer Hecke, ein Wegrandstreifen oder sonstige Restflächen. Die Standorte der Hummelbrachen sollten über die Jahre rotieren.

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