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Wildbienenhotels

Wildbienenhotels sind weitläufig bekannt als die Massnahme zur Wildbienenförderung schlechthin. Allerdings werden diese Nisthilfen nur von einer bestimmten Gruppe unter den Wildbienen besiedelt, welche ihre Nester in vorhandenen Hohlräumen anlegen. Trotzdem können Wildbienenhotels einen Beitrag zur Wildbienenförderung und Umweltbildung leisten. Wichtig ist, dass sie gut gemacht sind und mit anderen Fördermassnahmen kombiniert werden.

Schlüpfende Mauerbiene in einer Nisthilfe (Bild: Christine Dobler Gross)

1. Nisthilfen für hohlraumbewohnende Wildbienen

Die sogenannten Wildbienenhotels bieten Nistplätze für hohlraumbewohnende Wildbienenarten. Diese nisten natürlicherweise vor allem im Totholz, wo sie als Nachmieter in die von Käfern und anderen Insekten hinterlassenen Frassgänge einziehen. Auch abgestorbene, hohle Pflanzenstängel und andere längliche Hohlräume werden gelegentlich genutzt. Unter den einheimischen Wildbienenarten zählt nur ein überschaubarer Anteil – etwa 14 Prozent aller Arten – zu den potenziellen Bewohnern solcher Hohlräume. Hinzu kommen verschiedene Arten von Solitärwespen, welche dieselben Niststrukturen nutzen.

Die natürlichen Nistplätze dieser hohlraumnistenden Arten – gut besonnte Totholz- oder Stängelstrukturen – sind in unserer Landschaft selten geworden und so mancher Hohlraumbewohner ist froh um zusätzlichen Wohnraum. Immer mehr Menschen stellen ihnen diesen in Form von Wildbienenhotels zur Verfügung.

Dabei ist es nicht sonderlich relevant, ob es sich bei den angebotenen Hohlräumen um Bohrungen im Totholz, Schilfhalme, Bambusröhrchen, oder Löcher in Ziegeln handelt. Alle übernehmen dieselbe Funktion: Sie bieten einen hohlen Gang, den die Wildbienenweibchen mit ihren Brutzellen füllen können.

Abgestorbener Baumstamm, der von Käferfrassgängen durchlöchert ist und ein Weibchen der Kleinen Blattschneiderbiene (Megachile alpicola), das in solchen Käferfrassgängen im Totholz nistet – Bilder: Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs

2. Tipps für gut gemachte Nisthilfen

Ausführliche Informationen rund um Nisthilfen für Hohlraumbewohner mit Tipps für die Praxis und einer Auflistung häufiger Bewohner gibt es auf wildbienen.info. Im Folgenden sind die wichtigsten Aspekte zusammengefasst:

Materialauswahl

Im Grunde spielt es keine Rolle, ob Sie in Ihrer Nisthilfe Hartholz mit Bohrlöchern, Bambusröhrchen, Schilfhalme, Ziegel mit Löchern oder alles zusammen anbieten, da alle die gleiche Funktion übernehmen. Auf wildbienen.info erfahren Sie, was es bei den verschiedenen Materialien zu beachten gilt.

Andere Ausstattungen wie Stroh, Rinde, Tannzapfen oder Schneckenhäuschen in Wildbienenhotels bringen den Wildbienen nichts. In grösseren Wildbienenhotels können zusätzlich morsche Holzrugel und dicke Äste (ab 10 cm) platziert werden. Diese müssen nicht angebohrt werden und werden von Arten wie der Schwarzblauen Holzbiene genutzt, welche ihre Nistgänge selbständig ins morsche Holz nagen.

Totholzbohrungen und Lochgrössen

Weil die meisten Arten natürlicherweise in Käferfrassgängen im Totholz nisten, empfehlen wir als einfachste und naturnäheste Variante mit Bohrgängen im Holz zu arbeiten. Nutzen Sie dafür gut abgelagertes Hartholz beispielsweise von Eschen, Buchen, Hainbuchen, Eichen oder Obstbäumen. Bohren Sie immer quer zu den Holzfasern und so tief wie möglich – allerdings nur so tief, dass der Bohrgang hinten verschlossen bleibt.

Auch kleine, unauffälligere Wildbienenarten wie die Gewöhnliche Löcherbiene oder die Gewöhnliche Maskenbiene nutzen Nisthilfen mit linearen Hohlräumen, benötigen aber Löcher mit einem kleineren Durchmesser. Bohren Sie deshalb verschieden grosse Löcher mit Durchmessern von 2 bis 10 mm und mindestens 2 cm Abstand zwischen jeder Bohrung.

Einfaches Nisthilfen-Modell mit verschiedenen Lochgrössen (Bild: Philipp Heller)
Standort

Platzieren Sie die Nisthilfe etwas erhöht (nicht direkt auf dem feuchten Boden) und richten Sie diese nach Süden bis Osten aus. Wählen Sie einen Standort, der während mehreren Stunden am Tag voll besonnt ist. Mehrere kleine Nisthilfen sind sinnvoller als ein möglichst grosses Hotel: So haben die Bienen Auswahlmöglichkeiten und für Parasiten sind die Nester schwieriger zu finden. Ein regengeschützter Standort an einer Hauswand oder ein kleines Dach über der Nisthilfe ist von Vorteil, aber nicht zwingend nötig – auch in der Natur stehen die Niststrukturen regelmässig im Regen.

Pflege

Manche Bewohner wie Scherenbienen, Löcherbienen oder die Gewöhnliche Natternkopfbiene reinigen alte Nester und nutzen sie erneut. Aber gerade die frühfliegenden Gehörnten Mauerbienen und Rostroten Mauerbienen, die zu den häufigsten Nisthilfen-Bewohnern gehören, nutzen die Löcher in der Regel nur einmal.

Verlassene Nester mit einem Loch im gemörtelten Nestverschluss können deshalb erneut ausgebohrt oder mit einem Pfeifenreiniger gereinigt werden. Verschlossene Nester, welche im Vorjahr gebaut wurden und im Folgejahr bis im Winter nicht geschlüpft sind, können ebenfalls gereinigt werden, da die Brut darin höchstwahrscheinlich abgestorben ist.

Es lohnt sich zudem, eine Nisthilfe aus mehreren kleinen Einheiten zu bauen, um einzelne davon bei Bedarf austauschen oder reinigen zu können. Beachten Sie auch die Tipps dazu auf wildbienen.info.

Bild: pixabay, AKrebs60

3. Blütenangebot und weitere Niststrukuren

Die wichtigste Massnahme für die Wildbienenförderung ist die Verbesserung des Blütenangebots. Nisthilfen als alleinige Massnahme nützen wenig, wenn die Wildbienen in der Umgebung keine ausreichende Nahrungsgrundlage zur Versorgung ihrer Nachkommen finden. In den unterschiedlichen Infopool-Kategorien finden Sie allerlei Tipps zur Verbesserung des Blütenangebots.

Als Alternative zu klassischen Wildbienenhotels können die natürlichen Niststrukturen der hohlraumbewohnenden Wildbienen gefördert werden – nämlich gut besonnte Totholzstrukturen. Davon profitieren auch Käfer und viele weitere totholzbewohnende Arten. Wenn vorhandenes Totholz nur wenige Löcher aufweist, lässt sich dessen Wert für die Wildbienen mit ein paar künstlichen Bohrungen stark erhöhen.

Schaffen und erhalten Sie zudem neben den Nistplätzen für hohlraumnistende Wildbienen immer auch weitere Niststrukturen für Wildbienen – inbesondere lückig bewachsene Bodenstellen für die zahlreichen Arten, welche ihre Nester in selbst gegrabenen Gängen im Erdboden anlegen.

Blüten- und strukturreiche Ruderalfläche für Wildbienen (Bild: Jonas Landolt)

4. Wildbienenhotels für die Umweltbildung

Ein grosser Vorteil der Wildbienenhotels liegt in den guten Beobachtungsmöglichkeiten, welche zur weiteren Beschäftigung mit Wildbienen anregen oder für pädagogische Zwecke genutzt werden können.

Wildbienenhotels an Standorten mit Öffentlichkeitswirkung sollten immer in Kombination mit anderen Aufwertungsmassnahmen wie Blühflächen umgesetzt werden. Bei der Umweltbildung und Wissensvermittlung (Infotafeln, Exkursionen mit Schulklassen usw.) ist entsprechend auf die weiteren Bedürfnisse der Wildbienen hinzuweisen.

Besonders wichtig ist eine Nahrungsgrundlage in Form eines vielfältigen Blütenangebots. Diese sollte in gut erreichbaren Distanzen von maximal 100 bis 300 Metern vorhanden sein. Zudem darf ein Hinweis auf die grosse Gruppe der im Erdboden nistenden Wildbienen nicht fehlen: Ganze 70 Prozent der heimischen Wildbienenarten sind auf lückig bewachsene Bodenstellen angewiesen und besiedeln möglicherweise sogar den offenen Boden direkt vor der Nisthilfe.

Eine grössere, gut gemachte Nisthilfe bietet spannende Beobachtungsmöglichkeiten (Bild: Philipp Heller)

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