Wildbienenförderung im Herbst
Wenn sich Flora und Fauna so langsam auf den Winter vorbereiten, können Sie in Ihrem Garten noch wunderbar aktiv werden. Der Herbst ist für die Wildbienenförderung besonders wichtig, da viele Massnahmen bevorzugt oder nur in dieser Saison umgesetzt werden können. Ob für eine Erhöhung des Blütenangebots oder die Anlage von Nistplätzen: Nutzen Sie die sonnigen Herbsttage und bereiten Sie Ihren Aussenraum für die Wildbienen der kommenden Saison vor.
1. Gartenpflege im Herbst
Beim Rückschnitt von abgestorbenen Pflanzen können Sie möglichst dicke, markhaltigen Stängel (z.B. Königskerzen, Disteln, Beifuss) sammeln und diese als Nisthilfen für Markstängelbewohner anbieten, in denen im nächster Jahr markstängelnistende Bienen ihre Kinderstuben anlegen. Beim Zurückschneiden von Brombeeren und Heckenrosen sollten Sie einzelne dicke, abgestorbene Stängel auslassen und nur am Ende kappen, damit auch dort im Folgejahr Wildbienen einziehen können.
Beim Mähen und Beseitigen von Laub lohnt sich ein wenig Zurückhaltung. Vor allem in Randbereichen könnten sich Hummelköniginnen zur Überwinterung eingenistet haben. Auch ein mehrjährig ungemähter Altgrasstreifen bietet Nistplätze für Hummeln und Rückzugsraum für anderer Kleintiere.
2. Schaffung von Nistplätzen für die nächste Wildbienensaison
Der Herbst ist der ideale Zeitpunkt für die Neuanlage von dringend benötigten Nistplätzen für Wildbienen. Dabei beschränken sich Ihre Möglichkeiten wie auch die Bedürfnisse der Wildbienen keinesfalls nur auf sogenannte Wildbienenhotels.
Sofern Sie über gut besonnte Aussenplätze verfügen, empfehlen wir Ihnen die Anlage einer Sandnisthilfe für bodennistende Wildbienen. Damit fördern Sie die grösste Gruppe unter den Wildbienen und unterstützen möglicherweise sogar bedrohte und seltene Arten. Eine Anleitung und weiterführende Informationen hierzu gibt es beim Verein Natur im Siedlungsraum.
Sie können aber auch weitere Wildbienenarten fördern, indem Sie Baumstämme und andere Totholzstrukturen anlegen, Pflanzen mit markhaltigen Stängeln anpflanzen oder Ihren Garten mit einer Trockenmauer aufwerten. Mehr dazu finden Sie in unserem Artikel Nistplätze für Wildbienen.
3. Pflanzung von Blumenzwiebeln
Einige Wildbienen wie zum Beispiel Hummelköniginnen fliegen bei vorteilhaften Wetterbedingungen bereits sehr früh im Jahr – schon ab Ende Februar bzw. Anfang März! Frühblühende Zwiebelpflanzen wie zum Beispiel Krokusse bieten solchen Bienen die dringend benötigte Nahrung in diesen noch kargen Zeiten. Gesetzt werden die entsprechenden Blumenzwiebeln im Herbst.
Für Bienen besonders wertvoll sind folgende Pflanzen:
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- Krokusse
- Traubenhyazinthen
- Blausterne
- Laucharten
- Schneeglöckchen
- Winterlinge
Das Setzen der Knollen gestaltet sich sehr einfach. Eine Herausforderung liegt jedoch im Bezug von Blumenzwiebeln guter Qualität: bei den besten Anbietern ist das Sortiment schnell ausverkauft. Empfehlenswerte Bezugsquellen für Blumenzwiebeln finden Sie in unserem Artikel Gärtnereien.
4. Pflanzung von einheimischen Wildstauden
Im Gegensatz zu vielen Kultur- und Zierpflanzen können einheimische Wildpflanzen nicht nur im Frühjahr, sondern auch wunderbar im Herbst gepflanzt werden. Oftmals geht das sogar mit besseren Resultaten einher! Die im Boden gespeicherte Wärme und generelle Feuchtigkeit sorgen für optimale Anwachsbedingungen. Vor Eintritt des Frostes können die jungen Pflänzchen noch gut an ihrem neuen Standort anwurzeln und im Frühling umso mehr Energie in Wachstum und Blütenentwicklung stecken.
Die folgenden Informationsquellen helfen bei der Auswahl besonders wildbienenfreundlicher Stauden für Ihren Garten oder Balkon:
Bezugsquellen für einheimische Wildstauden finden Sie in unserem Artikel Gärtnereien.
Wenn Sie bereits über prächtige Stauden in Ihrem Garten verfügen, können Sie diese im Herbst ganz einfach durch Teilung vermehren. Damit sorgen Sie gleichzeitig auch für die Gesundheit und Blühfreude Ihrer Pflanzen. Mehr Informationen dazu finden Sie in diesem Artikel.
5. Pflanzung von Gehölzen
Die Blüten vieler Bäume und Sträucher sind für viele Wildbienen eine wertvolle Pollen- und Nektarquelle. Der Spätherbst ist der beste Zeitpunkt für die Gehölzpflanzung. Besonders wertvoll sind Weiden (Gattung Salix), u.a. da mehrere Wildbienenarten auf ihren Pollen spezialisiert sind.
Sie können Weiden-Steckhölzer im Handel beziehen, oder auch ganz einfach selbst vermehren. Eine Anleitung finden Sie bei Wivena. Achten Sie darauf, mehrheitlich männliche Weiden mit den gelben Weidenkätzchen zu vermehren, da nur diese den begehrten Blütenpollen liefern.
Eine Liste von weiteren wertvollen Bäumen und Sträuchern für Wildbienen finden Sie hier. Bezugsquellen für Gehölze haben wir in unserem Artikel Gärtnereien aufgelistet. Allgemeine Tipps zur Pflanzung von Bäumen und Sträuchern finden Sie in der BirdLife Praxishilfe Bäume und Sträucher im Siedlungsraum (ab S. 23).
6. Ausbringung von kaltkeimenden Samen
Einige einheimische Pflanzen (z.B. Doldenblütler) benötigen für die Keimung ihrer Samen kalte Temperaturen oder gar Frost. Der Herbst ist ein guter Zeitpunkt, um solche Samen auszubringen.
7. Schaffung von neuen Pflanzenlebensräumen
Der Herbst ist hervorragend dafür geeignet, den Boden für Neubepflanzungen vorzubereiten. Besonders wertvoll sind Ruderalflächen, denn diese bieten geeignete Standortbedingungen für eine grosse Zahl wildbienenfreundlicher Pflanzen. Die Anlage solcher nährstoffarmer Standorte ist in den meisten Fällen mit einem gewissen Initialaufwand verbunden, welcher sich jedoch absolut lohnt. Mehr zum Thema können Sie unserem Artikel Ruderalflächen entnehmen.