Reduktion von Pflanzenschutzmitteln
Neben dem reduzierten Blütenangebot und fehlenden Nistplätzen in der Landschaft setzen bienengefährliche Pestizide die Wild- und Honigbienen zusätzlich unter Druck. Zum Schutz der wichtigen Bestäuber ist ein sachgemässer Umgang mit bienengefährlichen Pestiziden und eine generelle Reduktion bei den Pflanzenschutzmitteln geboten.
1. Auswirkungen auf Wildbienen
Pestizide wirken sich auf unterschiedliche Weise negativ auf die Gesundheit und das Verhalten von Bienen aus. Neben der unmittelbar tödlichen Wirkung wurden verschiedene gesundheitsschädigende Auswirkungen nachgewiesen: Störung der Bewegungs- und Atmungsfunktion, Orientierungsschwierigkeiten, Verhaltensänderungen oder eine reduzierte Immunabwehr. Die kombinierte Wirkung unterschiedlicher Pestizide und die komplexen Zusammenhänge mit anderen negativen Umwelteinflüssen sind erst ansatzweise untersucht.
Während Honigbienenvölker einzelne Ausfälle oft unbemerkt ausgleichen können, sind Wildbienen von den negativen Effekten durch Pestizide viel direkter betroffen. Die meisten Wildbienen leben als Einzelgänger und jedes Weibchen baut ein eigenes Nest. Wenn das Weibchen Gesundheitsprobleme hat, wirkt sich das unmittelbar auf den Fortpflanzungserfolg aus.
Hinzu kommt, dass sich Wildbienenlarven direkt vom gesammelten Blütenpollen ernähren. Die Vermutung liegt nahe, dass Pestizidrückstände in der Larvennahrung die Entwicklung negativ beeinflussen, was durch aktuellere Untersuchungen bestätigt wird.
2. Allgemeine Massnahmen und Merkblätter
- AGRIDEA-Merkblatt „Schutz der Bienen bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft“
- AGRIDEA-Merkblatt „Präzise Applikationstechnik“
- AGRIDEA-Merkblatt „Reduktion der Drift und Abschwemmung von Pflanzenschutzmitteln im Acker- und Gemüsebau“
- Aus Sicht des Bienenschutzes ist besondere Vorsicht im Umgang mit bienengefährlichen Pestiziden geboten (auf der Verpackung oder dem Etikett gekennzeichnet mit dem Sicherheitssatz SPe8 «Gefährlich für Bienen»; Übersicht in der Liste bienengefährlicher Pestizide des Bienengesundheitsdienstes)
- Orientieren Sie sich am Grundgedanken, dass bienengefährliche Pestizide nicht in Kontakt mit blühenden Pflanzen kommen sollten. Auf den Blüten könnten sich Bienen befinden oder die Bienen nehmen später Pestizidrückstände über den Pollen und Nektar auf. Zu beachten ist nicht nur die zu behandelnde Kultur, sondern auch Nachbarkulturen und Blüten unter oder neben der Kultur (Blühstreifen, Unkräuter oder Unternutzen bei Hochstammobstgärten).
3. Reduktion von PSM im Acker- und Gemüsebau
Zur Vermeidung von bienengefährlichen Pestiziden im Ackerbau empfehlen wir die folgenden Massnahmen aus dem FiBL-Merkblatt „Wildbienen fördern – Erträge und Pflanzenvielfalt sichern“:
- Getreide, Raps, Sonnenblumen, Eiweisserbsen und Ackerbohnen nach Extenso-Regeln oder biologisch anbauen. Dies trägt zu einer wesentlichen Reduktion bienengefährlicher PSM bei.
- Bei der Wahl der PSM die Produkteinformationen betreffend Bienen- und Nützlingsgiftigkeit beachten. Während der Blüte der Kulturen auf PSM verzichten.
- Biotechnische Kontrollmethoden prüfen
- Schädlingsdruck durch den Anbau robuster Sorten, ausgeklügelte Fruchtfolgen, eine ausgewogene Düngung und das Anlegen nützlingsfördernder Biodiversitätsförderflächen reduzieren
- Prognosemodelle und Warndienste wie Phyto-PRE in Kartoffelkulturen nutzen und Befall und Nützlingsvorkommen regelmässig kontrollieren
- Bei Wind oder vor starken Niederschlägen keine PSM ausbringen. Standardmässig Antidriftdüsen verwenden.
- Unkrautregulierung mit dem Striegel möglichst früh im Jahr und möglichst nur ein Mal durchführen
Weiter empfehlen wir die Anlage von Blühstreifen für Bestäuber und andere Nützlinge und anderen Biodiversitätsförderflächen, um Nützlinge wie Schlupfwespen oder Marienkäfer zu fördern: