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Obstbau und Rebflächen

1. Wildbienen und Obstbestäubung

Obstkulturen sind stark von der Insektenbestäubung abhängig. Die Bestäubung hat grossen Einfluss auf die Menge und Qualität der produzierten Früchte.

Da viele Wildbienenarten bereits früh im Jahr und teilweise bei tieferen Temperaturen als Honigbienen aktiv sind, tragen Wildbienen in besonderem Mass zur Bestäubung der Obstkulturen bei. Unter den Wildbienen finden sich auch ausserordentlich effiziente Obstbestäuber wie die Gehörnte Mauerbiene. Neben dieser mittlerweile weitherum bekannten Art sind mehr als 60 weitere Wildbienenarten an der Obstbestäubung beteiligt – von Hummeln über verschiedene Sandbienenarten bis hin zu kleinen Furchen- und Schmalbienen.

Grundsätzlich gilt: Je mehr Bienenarten (mit unterschiedlicher Grösse, Sammeltechnik und Flugzeit) beteiligt sind, desto besser funktioniert die Bestäubung. Eine arten- und individuenreiche Wildbienengemeinschaft optimiert die Obstproduktion sowohl hinsichtlich des Ertrags als auch der Qualität. Die Förderung wildlebender Bestäuber durch Erhöhen des Angebots an Blüten und Kleinstrukturen ist eine sinnvolle und nachhaltigere Alternative zu gezüchteten Bestäubern und kommt auch vielen anderen Nützlingen zu Gute.

Weibchen der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta) auf einer Aprikosenblüte (Bild: Christine Dobler Gross)

2. Wildbienenförderung in Obstanlagen

Bedürfnisse der Wildbestäuber

Natürliche Bestäuberpopulationen gewährleisten die Obstbestäubung in Kombination mit Honigbienen problemlos. Voraussetzung dafür ist, dass die Wildbienen in den Obstanlagen und der näheren Umgebung (100-300 Meter Distanz) geeignete Lebensgrundlagen vorfinden.

Nistplätze in der Nähe der Obstkulturen

Die Wildbienen benötigen einen Nistplatz, also einen Ort zum Wohnen, von wo aus sie ihre Pollensammelflüge starten. Die Nistplätze sollten möglichst in der Nähe der Kulturen liegen, um unnötig lange Flugdistanzen zu vermeiden. Tipps zur Förderung solcher Nistplätze finden Sie in unserem Artikel zu Niststrukturen in der Landwirtschaft. Lückig bewachsene Bodenstellen, Totholz und Nisthilfen für hohlraumnistende Wildbienen sind in Obstanlagen besonders wichtig. Für eine gezielte Förderung der besonders wichtigen Mauerbienen können im Obstbau vermehrt Holzbohrungen oder andere künstliche Nisthilfen mit 6-9 mm grossen Hohlräumen angelegt werden.

Links: Die obstbestäubende Rotschopfige Sandbiene (Andrena haemorrhoa) beim Verlassen ihres Nestes im lückig bewachsenen Boden (Bild: Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs), Rechts: Eine Sandbiene beim Anflug an eine Kirschblüte (Bild: Christof Schüepp)
Nahrung auch vor und nach der Obstblüte

Viele Wildbienenarten sind bereits vor der Obstblüte aktiv oder benötigen auch danach noch Nahrung. Wenn dieses Nahrungsangebot fehlt, wandern sie ab oder siedeln sich gar nicht erst an. Für den Erhalt natürlicher Wildbienenpopulationen in Obstanlagen ist es deshalb zentral, dass die Bienen auch vor und nach der Obstblüte ein ausreichendes Blütenangebot in unmittelbarer Nähe vorfinden. Als Ergänzung zu den Obstbäumen sind die folgenden blütenreichen Strukturen besonders geeignet:

Ausschnitt einer blütenreichen Extensivwiese im Unternutzen eines Hochstamm-Obstgartens (Bild: Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs)

3. Hochstamm-Obstanlagen

Für Wildbienen besonders wertvoll sind extensive, gestaffelt gemähte Wiesen im Unternutzen. Mit einer Streifensaat (siehe AGRIDEA-Merkblatt / AGFF-Merkblatt) lässt sich auf blütenarmen Wiesen die botanische Qualität erhöhen.

Zusätzlich können weitere blütenreiche Elemente wie mehrjährige Blühstreifen, Ruderalflächen oder Hecken mit Krautsäumen angelegt werden. Hinzu kommen verschiedene Niststrukturen, am besten auf der Fläche verteilt. Mehr dazu im Video zur Förderung der Biodiversität im Hochstamm-Obstgarten:

 

Unterstützung für wildbienenfreundliche Hochstamm-Obstanlagen

4. Niederstamm-Obstanlagen

Die Nahrungs- und Niststrukturen werden vorzugsweise auf Restflächen zwischen den Kulturen oder in möglichst direkter Nachbarschaft zu den Kulturflächen angelegt. Eine Untersuchung im Bodenseegebiet hat gezeigt, dass mehrjährige Blühstreifen besonders geeignet sind, um auch in der intensiven Obstproduktion eine beachtliche Wildbienenvielfalt zu erhalten.

Auch in den Fahrgassen sind mehrjährige Nützlingsstreifen (Mischung „Nützlingsstreifen Obst mehrjährig“) sinnvoll, sofern diese durch eine extensivere Nutzung mit gestaffelter Mahd und Rückzugsstreifen zur Blüte kommen können und die Blüten nicht mit bienengefährlichen Pestiziden in Kontakt kommen.

5. Wildbienenförderung auf Rebflächen

Genau wie Weinreben sind auch die meisten Wildbienenarten ausgesprochen sonnen- und wärmeliebend. Rebflächen befinden sich an Standorten mit grossem Potenzial für die Wildbienenförderung und Rebberge mit grosser Vielfalt an Blüten und Kleinstrukturen gehören zu den Hotspots der Bienenvielfalt im Kulturland. Besonders wertvoll sind Rebflächen mit natürlicher Artenvielfalt der Qualitätsstufe II gemäss BFF-Anforderungen:

Blütenangebot für Wildbienen:
  • Säen Sie auf Restflächen oder in den Fahrgassen mehrjährige Blühstreifen an (Mischung Nützlingsstreifen Reben mehrjährig“)
  • Mähen Sie nur jede zweite Fahrgasse oder lassen Sie mittig blühende Streifen stehen; werten Sie das Blütenangebot mit der Ansaat einer Blühmischung für Rebflächen mit natürlicher Artenvielfalt an
  • Prüfen Sie, ob sich eine gestaffelte Mahd blütenreicher Fahrgassen und Restflächen in den Betriebsablauf integrieren lässt. Ziel sollte ein kontinuierliches Blütenangebot sein. Es dauert gut 6 Wochen, bis eine gemähte Fläche wieder aufblüht und es kann sich lohnen, einen Teil der Flächen schon früh im Jahr zu mähen, damit diese später voll aufblühen, wenn die restlichen Flächen gemäht sind.
  • Mähen Sie Böschungen in terrassierten Rebbergen gestaffelt. Bis auf einige Rückzugsstreifen (10 Prozent der Fläche) sollten die Böschungen tief geschnitten in den Winter gehen. Die tiefe Vegetation begünstigt im Frühjahr das Wachstum vieler blühender Kräuter und macht den Boden für bodennistende Wildbienen zugänglich.
  • Legen Sie Ruderalflächen mit sandig-kiesigem Substrat (Wandkies) auf Restflächen oder Wendeplätzen an; Einsaat mit einer Blühmischung für Ruderalflächen
  • Pflanzen und erhalten Sie ökologisch wertvolle Hecken zum Beispiel entlang einer Parzellengrenze
  • Säen Sie mehrjährig brachliegende Flächen mit einer Saatmischung für Bunt- oder Rotationsbrachen ein

 

Niststrukturen für Wildbienen:
  • Fördern Sie Niststrukturen für Wildbienen, insbesondere lückig bewachsene Bodenstellen sowie Stein- und Totholzstrukturen
  • Erhalten und fördern Sie spärlich bewachsene oder komplett offene Bodenstellen. Typische Nistplätze für Wildbienen auf Rebflächen sind offene Bodenstellen in Randbereichen, an Wegrändern und auf Wendeplätzen. In terrassierten Rebbergen nisten Wildbienen gerne in den steilen, mageren Böschungen.

6. Artenförderung Schwarzblaue Sandbiene auf Rebflächen

Die Schwarzblaue Sandbiene ist eine spezialisierte Wildbienenart, die ausschliesslich den Pollen von grossblütigen Kreuzblütlern (v.a. Acker-Senf) sammelt und mit entsprechenden Einsaaten gezielt gefördert werden kann. Als typische Art der offenen Kulturlandschaft war sie früher in Ackerbaugebieten weit verbreitet. In der Nordostschweiz ist sie heute stark gefährdet und der Kanton Zürich trägt eine hohe Verantwortung zum Erhalt der letzten Populationen. Vor allem Landwirtschaftsbetriebe im Zürcher Weinland und im Rafzerfeld können einen Beitrag für die Artenförderung der Schwarzblauen Sandbiene leisten.

Mehr Informationen zu dieser seltenen Wildbiene und zu geeigneten Fördermassnahmen im Reb- und Ackerbau stehen im Merkblatt Schwarzblaue Sandbiene und im Dokument Die Schwarzblaue Sandbiene (Andrena agilissima) in Not. Interessierte Landwirtschaftsbetriebe im Zürcher Weinland und Rafzerfeld erhalten Unterstützung und spezielles Saatgut zur Förderung der Schwarzblauen Sandbiene von der Fachstelle Naturschutz (Kontakt im Merkblatt).

Männchen der Schwarzblauen Sandbiene (Andrena agilissima) auf Ackersenf (Bild: Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs)

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