Infopool Bienenförderung

Suchen Sie hier nach Antworten oder stöbern Sie in den Informationen

Documentation | Demos | Support

Startseite Infopool

Gefährdungslage

Seit einigen Jahren wird die Bedrohung der Bienen in den Medien, der Öffentlichkeit, Wissenschaft und Politik rege thematisiert. Aus gutem Grund: Unsere wichtigsten Bestäuber sind sowohl ökologisch als auch ökonomisch von unschätzbarem Wert und ihre Gefährdungslage ist dramatisch!

Die Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana) ist eine typische Art blumenreicher Wiesen – ihre Bestände sind im Kanton Zürich in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen (Bild: Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs)

1. Gefährundslage der Honigbiene

Bis vor wenigen Jahren galt beim Thema Bienensterben die Aufmerksamkeit hauptsächlich der Honigbiene. Vergiftungen durch Pestizide, der im Sommer eintretende Nahrungsmangel, sowie die Varroa-Milbe und weitere Krankheiten setzen diesem fleissigen Bestäuber enorm zu und die Imkerschaft sieht sich regelmässig mit erhöhten Völkerverlusten konfrontiert.

Trotz dieser Umstände sind die Bestände der imkerlich gehaltenen Honigbiene schweizweit wie auch im Kanton Zürich gesichert und befinden sich sogar auf sehr hohem Niveau. Entgegen weit verbreiteter Meinung gilt das Nutztier Honigbiene deshalb keineswegs als gefährdet. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass sich die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) in der Obhut des Menschen befindet und durch die Imkerschaft gepflegt und erhalten wird.

2. Gefährdungslage der Wildbienen

Die wirklich alarmierenden Rückgänge sind bei den Wildbienen zu verzeichnen, denn sowohl die Vielfalt der Arten als auch ihre Bestandesgrössen nehmen seit Jahrzehnten ab. Und trotz Bemühungen dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sind wir von einer wirklichen Trendwende weit entfernt.

Rote Liste der Bienen der Schweiz

Die aktualisierte Rote Liste der Bienen der Schweiz, welche demnächst publiziert wird, stuft rund 45 Prozent der 621 beurteilten Wildbienenarten als bedroht oder bereits ausgestorben ein. Hinzu kommen nochmals fast 10 Prozent, die potenziell gefährdet sind. Im Vergleich mit anderen evaluierten Insektengruppen halten die Bienen sogar einen traurigen Negativrekord, da fast 10 Prozent der ursprünglich heimischen Arten schweizweit schon vollständig ausgestorben sind.

Besonders dramatisch ist die Situation in weiten Teilen des landwirtschaftlich intensiv genutzten Kulturlandes in tiefen und mittleren Höhenlagen, also auch im Kanton Zürich. Vielerorts ist nur noch eine stark verarmte Bienenfauna vorhanden. Dies ist umso alarmierender, als dass der Kanton Zürich grundsätzlich eine sehr reiche Wildbienenfauna beherbergt: Bislang sind rund 330 verschiedene Wildbienenarten für Zürich bekannt, was etwas mehr als der Hälfte der gesamtschweizerischen Wildbienenvielfalt entspricht! Jedoch sind artenreiche Bienengemeinschaften und Vorkommen gefährdeter Arten heutzutage meist auf isolierte Sonderstandorte wie Trockenwiesen und -weiden, Auen oder Kiesgruben beschränkt.

Die Schwarzblaue Sandbiene (Andrena agilissima) war früher vor allem in Ackerbaugebieten weit verbreitet. Heute gilt sie schweizweit als stark gefährdet und ist im Kanton Zürich nur noch sehr selten zu finden (Bild: Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs)

3. Bedrohungsfaktoren

Der Hauptgrund für den Verlust arten- und individuenreicher Bienengemeinschaften liegt darin, dass es den Wildbienen in der Landschaft an Nahrung (Blüten) und Nistplätzen (Kleinstrukturen) mangelt. Diese Entwicklung ist insbesondere auf den Nutzungswandel in der Kulturlandschaft zurückzuführen: Während Jahrzehnten gingen natürliche und naturnahe Biotope verloren und die bewirtschafteten Flächen wurden immer intensiver und grossflächiger genutzt. Die Haupttreiber dieser Entwicklung liegen in der Intensivierung der Landwirtschaft und der fortschreitenden Zersiedelung.

Verlust wertvoller Lebensräume

Die Fläche und Qualität wertvoller Biotope hat stark abgenommen und ein Grossteil der für Wildbienen besonders wichtigen Lebensräume ist bereits verschwunden. Betroffen sind insbesondere magere Trockenwiesen und -weiden, Moorflächen, dynamische Flussgebiete und lichte Waldstandorte. Diese Lebensräume zählen aufgrund ihres Blüten- und Strukturreichtums zu den Hotspots der Bienenvielfalt.

Blumenreicher Halbtrockenrasen mit einer Hecke – solche Lebensräume sind in der Landschaft selten geworden (Bild: Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs)
Nutzungsintensivierung in der Kulturlandschaft

Die intensive Nutzung und Düngung von Wiesen und Weiden führt zu einem starken Rückgang der Anzahl und Vielfalt von Blüten. Aufgrund dieser Entwicklung ist den Wildbienen im „Grasland Schweiz“ während der letzten Jahrzehnte eine zentrale Nahrungsgrundlage weggebrochen. Hinzu kommt, dass die verbliebenen blütenreichen Wiesen oft gleichzeitig und grossflächig gemäht werden, was im Sommer zu einer Lücke im Nahrungsangebot führt.

Auch im Ackerbau gehen den Wildbienen durch Monokulturen, Bekämpfung von Wildkräutern und Abnahme von Brachflächen die benötigten Nahrungsressourcen verloren.

Verlust von Niststrukturen

Neben einer vielfältigen und kontinuierlichen Blütenpracht sind im intensiv bewirtschafteten Kulturland auch Strukturen wie Hecken, abgestorbene Bäume, Trockenmauern, Böschungen oder wenig beanspruchte Restflächen grösstenteils verschwunden. Solche Strukturelemente werden beseitigt, weil sie den Maschineneinsatz behindern oder unnütz erscheinen. Den Wildbienen geht jedoch der Wohnraum verloren, wenn sie keine Nistplätze mehr im offenen Boden, in Totholz- und Steinstrukturen oder in abgestorbenen Pflanzenstängel finden.

Zusätzlich macht den Bienen der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft zu schaffen. Die Belastung durch Pestizide wirkt sich bei den Wildbienen direkt negativ auf den Fortpflanzungserfolg aus.

Kulturlandschaft, wie sie heutzutage vielerorts aussieht – hier finden Bienen weiträumig weder Blüten noch Nistplätze (Bild: Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs)
Paradox Zersiedelung

Die fortschreitende Zersiedelung und die damit einhergehende Zerstörung wertvoller Lebensräume ist ein weiterer gewichtiger Faktor für den Rückgang der Wildbienenvielfalt. Oft wird heute an sonnigen Hanglagen gebaut, wodurch besonders günstige, trockenwarme Habitate für Wildbienen verloren gehen.

Paradoxerweise dienen Siedlungsräume mittlerweile auch als wichtige Rückzugsräume für Wildbienen. Im Vergleich zum intensiv genutzten Kulturland bieten diese oftmals ein vielfältigeres und kontinuierlicheres Blütenangebot, zahlreiche Kleinstrukturen und eine geringere Pestizidbelastung. So konnten allein in der Stadt Zürich bislang über 200 verschiedene Wildbienenarten nachgewiesen werden.

Die Schöterich-Mauerbiene (Osmia brevicornis) ist schweizweit bedroht. Die meisten aktuellen Nachweise dieser Art für den Kanton Zürich stammen aus Zürcher Stadtgärten (Bild: Christine Dobler Gross)

4. Ökologische Infrastruktur für Wildbienen

Um die Bienenvielfalt langfristig zu sichern, muss in allen Landschaftsräumen angepackt werden: Bemühungen zum Schutz und Wiederaufbau von natürlichen und naturnahen Lebensräumen, eine Verbesserungen des Blüten- und Nistplatzangebots im intensiv genutzten Kulturland und in Waldgebieten sowie eine bienenfreundliche Gestaltung der Siedlungsräume gehen Hand in Hand.

Der Aufbau und Unterhalt einer hochwertigen Ökologischen Infrastruktur ist für den Wildbienenschutz von zentraler Bedeutung. Neben dem Erhalt der wertvollsten Schutzgebiete ist es für Wildbienen ebenso wichtig und lohnenswert, blüten- und strukturreiche Lebensräume in der intensiv genutzten Kulturlandschaft und im Siedlungsraum zu fördern. Selbst kleine Restflächen von hoher ökologischer Qualität erzielen in ihrer Gesamtheit eine grosse Wirkung.

Buntbrachen – ein kleines Bienenparadies im intensiv genutzten Kulturland (Bild: Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs)

Zurück Bedeutung für Mensch und Umwelt
Weiter Wildbienenvielfalt im Kanton Zürich
Inhaltsverzeichnis
Im Auftrag der
Baudirektion Kanton Zürich
Ausgeführt durch die
QUADRA GmbH
Kontaktieren Sie uns

Bienenfachstelle
Kanton Zürich

c/o Quadra GmbH
Rötelstrasse 84
8057 Zürich

info@bienenfachstelle-zh.ch

Impressum / Datenschutzerklärung

Fotos: © Christine Dobler Gross